Eine aktuelle Studie der Universität Stuttgart untersucht eine neue Messmethode zur Erfassung des Gründungsökosystems in Baden-Württemberg. Ziel der Studie ist es, mehr Klarheit für die Weiterentwicklung der vielfältigen Gründungsförderungen im Startup-Ökosystem zu schaffen.
Bild: Prof. Dr. Alexander Brem (Universität Stuttgart) bei der Eröffnung der Entrepreneurial Ecosystem Research Spring School im Mai 2024 in Stuttgart, © Jan Potente
Zahlen und Fakten aus Baden-Württemberg
Mit seinen rund elf Millionen Einwohner:innen hat Baden-Württemberg in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Startup-Landschaft aufgebaut. Zwischen Januar 2018 und September 2024 wurden in THE LÄND etwa 3.975 Startups gegründet, von denen derzeit 3.215 aktiv sind. Rund 75 Prozent dieser aktiven Startups sind bereits offiziell im Handelsregister eingetragen, während sich 25 Prozent noch in der frühen Entstehungsphase befinden (DEEM, 2024; Hess, 2024).
In Baden-Württemberg sind insbesondere Startups in den Bereichen Konsumgüter, Informations- und Kommunikationstechnologie, Medizin und Gesundheitswesen sowie Produktion und Logistik angesiedelt. Diese Startups sind durchschnittlich dreieinhalb Jahre alt und überwiegend im B2B-Geschäft tätig.
Gründende profitieren von einer Vielzahl öffentlicher Fördermaßnahmen, darunter staatliche Finanzierungsprogramme oder auch branchen- und themenfokussierte Acceleratoren, die von politischen Entscheidungstragenden und lokalen Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Die Region zeichnet sich durch eine dezentrale Struktur mit mehreren mittelgroßen Städten aus, was zu einer vielseitigen Gründungskultur beiträgt. Zu den wichtigsten sechs Startup-Hotspots zählen Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, Ulm, Mannheim und Freiburg, welche die höchste Dichte an Startups pro 100.000 Einwohner aufweisen. Auch Städte wie Baden-Baden, Konstanz, Tübingen und Heilbronn verzeichnen hohe Gründungsaktivitäten.
Die Bedeutung von Methoden zur Wirksamkeitsmessung
Entscheidungstragende setzen sich intensiv dafür ein, Gründende, Startups und ihre Ökosysteme zu fördern – doch wie lässt sich wirklich feststellen, ob diese Maßnahmen Wirkung zeigen?
Politik und Wissenschaft stehen vor der herausfordernden Aufgabe, die Effektivität der vielfältigen Förderungen messbar zu machen. Hierbei erweist sich die getrennte Betrachtung der Gründungsökosysteme als komplex. Da sich Gründungsökosysteme in ihren räumlichen und funktionalen Dimensionen oft stark unterscheiden, erschwert dies den Vergleich und die Bewertung von Interventionen innerhalb einer Region sowie überregional.

Sophia Hess und Co-Autoren (2025) stellen einen neuen Messansatz vor, der Daten auf Kreisebene kombiniert und dafür systematische Skalenentwicklungsverfahren nutzt. Dieser Ansatz umfasst neben den üblichen Archivdaten insbesondere auch Befragungsdaten von Gründenden auf Stadt- und Landkreisebene. Damit wird eine präzisere Abgrenzung der Gründungsökosysteme möglich. Hieraus entsteht ein differenziertes Bild, das politischen und wirtschaftlichen Entscheidungstragenden dabei hilft, fundierte Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Gründungslandschaft in Baden- Württemberg zu treffen. Zudem können sie die Wirksamkeit ihrer dezentralen Maßnahmen auf lokaler Ebene besser prüfen.
Literaturangabe
DEEM. (2024). Dynamic Entrepreneurial Ecosystem Monitoring. Institute of Entrepreneurship and Innovation Science (ENI), University of Stuttgart.
Hess, S. (2024). Empirical entrepreneurial ecosystem research: A guide to creating multilevel datasets. Journal of Business Venturing Insights, 23, e00511.
Hess, S., Wahl, A., Johnson, A. R. (2025, in press). Measuring entrepreneurial ecosystems across levels: A district approach. Small Business Economics.
Auszug aus dem Delta Report ’24
Dieser Beitrag ist erstmals in unserem Delta Report 2024 erschienen. Hier kannst du dir den Delta Report als PDF (6MB) in voller Länge herunterladen.